Der Blücher aus Meißen

Der Blücher aus Meißen

In den Sechzigerjahren erhielt das Wellington-Museum anlässlich des Besuches des Direktors der Fabrik von Meißen einen Blücher zu Pferd geschenkt, der heute im Archiv aufbewahrt wird.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellte kleine Statue ist aus so genanntem „Meißner Porzellan“. Dies ist die Bezeichnung für die Produkte mehrerer deutscher Manufakturen aus Sachsen ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts.

Für das Meißner Porzellan wurde Kaolin (weißer Ton) verwendet, welches aus den Gruben nordöstlich der Stadt Meißen stammte. Dieses Porzellan, dessen Herstellungstechnik im 12. Jahrhundert in China entdeckt wurde, muss bei 1200° C gebrannt werden. Über die Seidenstraße brachten die Europäer das Porzellan aus dem Orient mit. Es wurde zu sehr hohen Preisen verkauft, weshalb die Alchemisten versuchten, das Geheimnis seiner Herstellung zu ergründen!

Doch erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die geheime Zutat (das Kaolin) von Friedrich Böttger (1682-1719) in Meißen entdeckt. Nach und nach beherrschten daraufhin weitere Fabriken diese neue Technik. In Frankreich spezialisierten sich Sèvres, Paris und Limoges auf die Produktion dieses Porzellans, in Belgien entwickelten sich die Fabriken von Tournai und Brüssel.

Wissen Sie, wie man Porzellan von Steingut oder Bisquitporzellan unterscheiden kann? Halten Sie Ihren Gegenstand an eine Lichtquelle. Wenn das Licht durchscheint, ist es Porzellan.

Unser Blücher zu Pferd stammt aus der Manufaktur von Meißen, die gewiss die berühmteste ist. Ihre Produkte sind mit zwei gekreuzten Schwertern geschmückt. Die berühmte Stern, von Liebhabern als „Marcolini-Marke“ bezeichnet, wurde in der Regierungszeit des Grafen Marcolini-Ferreti (1739-1814), die in die Jahre 1775 bis 1814 fiel, entworfen. Die Marke ist also zeitgenössisch mit Wellington, Napoleon und … Blücher!

Die Reiterfigur zeugt von der Wichtigkeit Blüchers in der germanischen Kultur. Er wurde zum Schutzheld der deutschen Nation, die sich nach der Abschaffung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Jahre 1806 ihrer selbst bewusst und nach und nach zu Deutschland wurde.

 

Quentin Debbaudt, Verantwortlich für die Sammlungen des Wellington-Museums

 

Quellen

 

Hoffmann K, Das weisse Gold von Meissen, Bern, Scherz, 1989

Schneider K, Marcolini, oder wie man Günstling wird, München, Hanser, 2007

Schweitzer J, « Mémoires, mythes et relectures de la bataille de Leipzig en Allemagne de 1813 à 1871 » in Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande, 47-1, 2015, S. 185-194.

Sonneman R, Wachtler E, Meissen: la découverte de la porcelaine européenne en Saxe: J. F. Bottger, 1709-1736, Paris, Pygmalion, 1984